Freundliche Russen – Französische Verwaltung

Er sei das erste Mal in Russland, aber dennoch nicht überrascht: Man muss hier keine Angst haben, es ist sehr sicher und die Menschen alle sehr freundlich. Alles ist gut organisiert. Uns selbst wenn es manchmal länger dauert, etwa beim Geld wechseln – das sei dann fast wie zu Hause: „french administration“.

30.000 Argentinier und nur zwei bis drei tausend Franzosen waren im Stadion, glaubt Christophe. Das entspricht auch unserer Beobachtung in der Stadt. Warum insgesamt so wenige Europäer zu dieser WM gereist sind, kann er sich auch nicht erklären. Vielleicht wegen der schlechten Organisation der Verbände oder der Länder? Angeblich erhielten die Mexikaner zu Hause Sponsoring, wenn sie nach Russland reisten. Das überrascht mich nicht: Auch bei der WM 2006 habe ich damals die meisten Fans aus Mexiko gezählt.

Christophe in der Fußgängerzone von Kasan nach dem Spiel gegen Argentinien.

Liegt es an der medialen Darstellung? Der angespannten politischen Lage zwischen dem Westen und Russland? Will man sich nicht instrumentalisieren lassen vom bösen Putin? Oder gibt es da Ängste vor dem Russen, der erst nach drei Wodka seine Lachmuskeln aktiviert, man dann aber auch gleich besorgt sein muss, eins auf die Mütze zu bekommen?

Ein deutscher Kollege erzählte uns, vielen Fans, mit denen er gesprochen hat, sei Russland weder eine Reise noch das Geld nicht wert: Im Vergleich zu Brasilien oder Südafrika erscheint Russland zu unattraktiv.

2014 in Brasilien mussten wir sehr achtsam sein, passten auf unser Equipment auf, weil es eine reale Bedrohung gab, überfallen zu werden. Auch in Südafrika 2010 haben wir uns an bestimmte Regeln gehalten (weder in Brasilien noch in Südafrika ist uns übrigens etwas passiert). Trotzdem sind alle hin, um Fußball zu gucken, haben bisweilen für Flüge und Tickets für die Familie mehrere tausend Euro ausgegeben. In Russland sind diese Sicherheitsfragen kein Problem, obwohl wir an Orten unterwegs waren, wo nie ein Fußballfan seinen Fuß hinsetzen wird.

Und warum ist das so? Weil viel Polizei im Einsatz ist, weil die sozialen Unterschiede nicht so krass sind. Ein Kollege erzählt uns, wie ihm beim Hüpfen auf dem Fan-Fest sein Handy aus der Tasche fällt – und ein Russe trägt’s ihm hinterher.

Warum also kommen die europäischen Fans nicht nach Russland?

Wie auch damals in Südafrika oder Brasilien habe ich gemerkt, dass die allermeisten Menschen aneinander interessiert sind, neugierig sind und man sich kennenlernen will, man rausfinden will, ob die jeweiligen Vorurteile Bestand haben. Egal, ob Andrej der Bizness-Man oder Natalja, die Zugbegleiterin. Wie hat einer unserer Mittrinker im Zugrestaurant zwischen Nerjungri und Taischet auf meinen Vorschlag „Vergiss die Politik, lass uns Wodka trinken und quatschen!“ voller Zustimmung geantwortet?

„Да!“

Zahlen, bitte.

Offizielle Angaben über die ausgegebenen Fan-IDs bis zum Ende der Vorrunde.
Insgesamt: 1,5 Millionen
871.000 Russen
60.000 Chinesen
49.000 USA
43.000 Mexiko
36.000 Argentinien
32.000 Brasilien
29.000 Kolumbien
28.600 Deutschland
26.000 Peru

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